Zurück zur Übersicht Kalenderwoche 49: Montag, 30.11.2020 bis Sonntag, 06.12.2020

Mittwoch
02
DEZ

18.30 Uhr

Doctoral Research Forum

Online Forum: The Invisible Workers. Unsichtbare Arbeiter in römischer Zeit?

Organisation: Amanda Rampichini, M.A. (Heidelberg)

Teilnehmer*innen:

Silvia Braito (Verona)
Elena Pezzato (Bologna)
Simon Loheide (Heidelberg)
Thomas Kollatz (Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz)
Bairam Soni (Jalandhar)

Das Doctoral Research Forum ist ein Treffpunkt für Studierende, Doktorand:innen, Post-Docs, Professor:innen und interessierte Laien, die ein archäologisches Thema durch unterschiedliche Fachexpert:innen und methodologische Vergleiche untersuchen.


Die Fragestellung des ersten Meetings geht von einem sehr interessanten Fund aus: Einem Ziegel aus Pietrabbondante, den zwei junge Sklavinnen mit Inschrift und Fußabdruck „abstempeln“ und auf dem sie deklarieren, dass sie ihn bearbeitet und fertiggestellt haben. Wer sind die Mitarbeiter:innen von solchen Werkstätten, die wir immer stark männlich konnotiert gedacht haben? Können die Funde, wie auf Ziegel gestempelte Fußabdrücke aus figlinae oder Stempel auf Blei- und Glaswaren, oder auch ethnologische Vergleiche neue Betrachtungen nahelegen? Kann es sein, dass die Mitarbeiter:innen in solchen Ziegeleien und den dazugehörenden Werkstätten nicht nur kräftige Männer waren, sondern auch -- und wohl meistens -- Kinder, Jungen, Mädchen und Frauen?

Hier schließen sich weitere Fragen an: Lässt sich diese Vermutung durch andere Stempel auf Ziegeln und Tonprodukten bestätigen? Diese erste Frage wird von Fr. Dr. Silvia Braito, Fachexpertin in Epigraphik und römischer Geschichte beantwortet, mit besonderer Aufmerksamkeit auf die niedrigsten Schichten in der Organisierung der Arbeit in den römischen Ziegeleien.

Die zweite Frage sucht eine intensive Mitarbeit mit dem juristischen Fachbereich, speziell der römischen Rechtsgeschichte: Können wir Hinweise auf Frauen und Kinder aus den unteren Schichten der Gesellschaft (Sklav:innen, Freigelassene und nicht wohlhabende Freigeborene) als Mitarbeiter:innen von solchen Werkstätten in den römischen Gesetzestexten finden? Waren sie nur einfache Arbeiter:innen oder konnten sie gesetzlich auch zu leitenden Figuren des Unternehmens werden? Diese Frage wird ganz intensiv von M. Jur. Elena Pezzato, und M. Jur. Simon Loheide bearbeitet.

Die dritte Frage ist rein archäologisch. Wieso findet man kaum Hinweise auf Frauen und Kinder als Arbeiter:innen im funerären Bereich, also an den auf memoria abzielenden Grabmonumenten? Ein methodischer Vergleich wird von Hr. Dr. Thomas Kollatz vorgestellt: In der den jüdischen Friedhöfen gewidmeten Datenbank EPIDAT lassen sich kaum Informationen über Arbeit finden; warum und inwiefern man methodologische Schwerpunkte schärfen muss, um diese Lücke besser zu verstehen, wird Herr Dr. Kollatz erläutern.

Noch ein weiterer methodischer Vergleich wird von M. A. Bairam Soni, Experte für Indische Politikgeschichte der DAV University in Jalandhar, vorgestellt: Wie kann man das wirtschaftliche Gewicht der ländlichen Unternehmen Indiens bestimmen, wenn die dazugehörenden Arbeiter:innen für die Politik zwischen dem 15 Jh. v. Chr. und dem 16 Jh. n. Chr. komplett unsichtbar geblieben sind?

Zehn Minuten für jede/n Sprecher:in und eine intensive Online-Diskussion bilden das Forum, um diese Invisible Workers sichtbarer zu machen und das Bedürfnis nach weiterer Forschung in den verschiedenen Fachbereichen näher zu beleuchten.

Streaming / Video URL

https://audimax.heiconf.uni-heidelberg.de/mmxc-zjnx-dg4h-49c6

Veranstalter

Institut für Klassische Archäologie und Byzantinische Archäologie

Homepage Veranstalter

https://www.uni-heidelberg.de/fakultaeten/philosophie/zaw/klarch/

Kontakt

klassische.archaeologie@zaw.uni-heidelberg.de