Freitag
18
JAN

16.15 Uhr

Gang als politische Choreographie

Schulfeierlichkeiten und das Marschieren an Mittelschulen in Japan, 1888 bis 1945

Ami Kobayashi, Humboldt-Universität Berlin, Institut für Erziehungswissenschaften

Im Kontext der Entstehung moderner Nationalstaaten wurde u.a. durch Einführung der Schulpflicht und des Militärdienstes der normierte Gang zum Gegenstand der pädagogischen Praxis. In meinem Vortrag zeige ich, mit welchen Mitteln moderne Staaten den unterschiedlichen individuellen Gang ihrer Staatsbürger zu vereinheitlichen und politisch zu „choreographieren“ versuchten. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf dem in Turnstunden choreographierten Gang, dessen Zweck die erfolgreiche Aufführung (schön und stolz aufmarschieren) bei politischen Veranstaltungen war. Bei politischen Schulfeiern war der Doppelcharakter des Gangs, nämlich zugleich individuelle Bewegung und Element einheitlicher Nationalstaatlichkeit zu sein, besonders sichtbar. In meinen Untersuchungen werden Marschübungen und politische Schulfeiern in deutschen Gymnasien und japanischen Mittelschulen (jap. kyūsei chūgakkō) verglichen, da Japan seit Beginn seiner Modernisierung mit Deutschland in oftmals nachahmendem Kontakt stand. Angesichts der Heterogenität innerhalb des jeweiligen Landes wird in dem Projekt auf die beiden Hauptstädte (Tokyo, Berlin) fokussiert, welche das jeweilige Kaiserreich repräsentierten und als Zentren politischer Feierlichkeiten fungierten. Der Untersuchungszeitraum beginnt mit dem Jahr 1888, als der Erziehungsminister Mori Arinori staatliche Feierlichkeiten an Schulen förderte, und erstreckt sich bis zum Jahr 1945, als mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs Leibeserziehung und politische Zeremonien in Deutschland und Japan einen Umbruch und eine Umdeutung erfuhren.

Adresse

Institut für Japanologie

Raum 136

Akademiestraße 4-8

69117 Heidelberg

Veranstalter

Institut für Japanologie

Homepage Veranstalter

https://www.zo.uni-heidelberg.de/japanologie/

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